24.03.2024: Mülheimer FC 97 - ETB Schwarz-Weiß (cso startet in die Ferien)
14.03.2015 / cso PC-Ansicht
Regionalliga West:
Rot-Weiss Essen - FC Schalke 04 II 1:0 (1:0)
Lieber Kreisliga als Sch...

Den Rest des liebevoll nostalgisch gestalteten Aufklebers auf einem Westkurven-Wellenbrecher hatten die RWE-Fans bereits entfernt, aber es war dennoch klar, wer und was hier gemeint war. Über die Rivalität oder, nennen wir es beim Namen, den Hass, der die beiden benachbarten Clubs aus dem Ruhrgebiet verbindet, wird von Blog-Freund und RWE-Anhänger Niklas derzeit sogar eine schriftliche Arbeit für die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Gelsenkirchen verfasst – Sachen gibt´s... Ob es auch ein Kapitel über die Sinnlosigkeit dieser Feindschaft in heutiger Zeit geben wird, ist dem Schreiber dieser Zeilen leider unbekannt. Die Realität für Rot-Weiss Essen lautet derzeit nämlich "Regionalliga und Schalke II", wobei man gar nicht weiß, was man in dieser Aussage fett, kursiv oder unterstrichen hervorheben soll.

6.785 Unentwegte fanden sich, um das Duell eines völlig formlosen und daher verhinderten Aufstiegs- und eines durchgängig erfolglosen Abstiegskandidaten im Stadion Essen anzusehen und sich gegenseitig zu beleidigen. Nach einem ersten Aufreger – Essens Innenverteidiger Richard Weber hatte in der dritten Minute für ein übles Foul nur die Gelbe Karte gesehen – behielten die Spieler auf dem Rasen erfreulicherweise die Nerven und ließen sich von der aggressiven Stimmung hinter dem Tor nicht anstecken. RWE glückte nach einer Viertelstunde mit der ersten guten Chance im Spiel das 1:0. Sven Kreyer hatte sich auf der linken Angriffsseite wunderbar bis an die Grundlinie durchgespielt, legte den Ball quer, und als Kapitän Mario Neunaber rechts in den Strafraum eindrang, konnte sich Schalkes Axel Borgmann nur noch mit einem Foul behelfen. Benjamin Baier schoss den fälligen Strafstoß, und obwohl Michael Gspurning im S04-Tor noch die Fingerspitzen an den Flachschuss bekam, war der zweite Rückrundentreffer der Rot-Weißen in trockenen Tüchern.

Trainer Marc Fascher hatte sich für seine Mannschaft in der kurze fuffzehn genau so einen "Dosenöffner" gewünscht und anschließende Sicherheit im Spiel versprochen, doch es kam anders. Schalke erspielte sich fortan ein klares Übergewicht, setzte sich in der Essener Hälfte fest, brachte den letzten Pass aber nicht ans Ziel. Moritz Fritz kam hingegen nach einer Ecke frei zum Kopfball, zielte aber genau auf RWE-Keeper Niclas Heimann. In der Nachspielzeit war Thomas Rathgeber nach einem Einwurf plötzlich frei vor Heimann, versuchte einen Tunnel und bewarb sich durch seine stümperhafte Ausführung für den Deppen des Tages. Die RWE-Fans verabschiedeten ihre Elf anschließend mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabine.

Nachdem die beiden Mannschaften selbige wieder verlassen hatten, setzte Rot-Weiss Essen seine desolate Leistung unbeirrt fort und leistete sich Fehlpässe en masse. Dann köpfte Adis Omerbasic, von Mario Neunaber bedrängt, an den Innenpfosten und weckte die Hausherren für eine kurze Phase rund um die 60. Minute. Sven Kreyer ließ einen Ball schön für Marwin Studtrucker durch, der dann aber vertendelte; Daniel Grebe prüfte Gspurning mit einem Distanzschuss. Anschließend verflachte die Partie leider total, und man musste sich förmlich zwingen, sich das Elend auf dem Rasen weiter anzusehen. Etwas half dabei durchaus der Gedanke, dass die Stadt Essen, und damit man selbst als Steuerzahler, zumindest die Hälfte der versammelten Holzfüße fürstlich alimentiert.

Fast hätte es für den FC Schalke 04 aber doch noch zum Ausgleich gereicht: Mario Neunaber leistete sich einen katastrophalen Stellungsfehler beim Kopfball und schenkte Thomas Rathgeber eine hundertprozentige Torchance, die er aber ebenso ausließ wie später zweimal Dario Schumacher. Es blieb also beim Sieg für RWE, doch da Prof. Dr. Michael Welling und Dr. Uwe Harttgen im Stadionmagazin die Devise ausgegeben hatten, man möge nicht zu sehr auf die Tabelle schauen, sondern sich auf die Leistung konzentrieren, gab es nach dem Schlusspfiff folgerichtig nur vereinzelt Applaus, dafür aber viele Pfiffe und die mittlerweile obligatorischen "Fascher-raus"-Rufe.

Am 28.03. gastiert freitagabends der weltberühmte SV Rödinghausen an der Hafenstraße 97a, und der Blog fragt sich, ob er diese Belastung seinem Freund in Australien zuliebe wirklich weiter durchhalten kann...

RWE: Heimann - Neunaber, Binder, Weber, Huckle - Freiberger (67.´ Hermes), Treude (55.´ Grebe), Baier, Studtrucker (84.´ Steffen) - Platzek, Kreyer.

S04 II: Gspurning - Wolff (70.´ Göcer), Friedrich, Fritz, Kolasinac (76.´ Michels) - Pick (76.´ Nietfeld), Borgmann, Öztürk, Omerbasic - Rathgeber, Schumacher.

Tore: 1:0 (14.´/ FE) Baier / -

Schiedsrichter: Benjamin Schäfer (Herten)

Zuschauer: 6.785